© GDKE/Rheinisches Landesmuseum Trier, Foto: Th. Zühmer

RAUM 6

Gesichter einer Stadt

Beschreibung

13 quadratische Bilder (80 x 80 cm) sind in zwei Reihen auf dem Boden angeordnet, der mit einer Erde-Schicht bedeckt ist. Über jedem Bild leuchtet eine Glühbirne in 70 cm Höhe. Die Wände sind im unteren Bereich von 120 cm hohen Spiegeln gerahmt, die das beleuchtete Bilderfeld vervielfachen.
Die Bilder zeigen in ähnlicher Weise Abbildungen von Köpfen römischer Skulpturen des Trierer Museums. Den Bildern römischer Köpfe sind fiktive Vornamen als Titel gegeben.
Fotos der freigestellten Original- Köpfe im Ausdruck des Negativs (Hell/Dunkel Umkehrung) auf schwarzem Grund hängen über der Spiegelzone den jeweiligen Bildern auf dem Boden zugeordnet.

RAUM 6

Erinnerung und Spiegelungen

Unterwelt, Echo, Zeitlosigkeit

Dämmerung, Zwielicht und innere Bilder



Deutung

„sich ein Bild von jemandem machen“
Thema der Inszenierung ist das Gesicht als Maske. Gesichter verwandeln sich in Masken, die fixierte Typen- Rollen spielen. Ein Gefühl der Zeitlosigkeit entsteht, da das Gesicht mit seinem lebendigen Ausdruck, der Selbstdarstellung und Kommunikation als Bild- Maske stillgelegt, erstarrt und versteinert wirkt. Der Unterschied des lebendigen Gesichts zum Bild als Maske bewirkt ein Spiegelverhältnis, das durch die Performance und Installation des Raumes thematisiert wird.

Das Betrachten ist die Deutungs- Suche in einem fernen Bild nach kulturellen Traditionen, emotionalen Codes und sozialen Rollen. Die extrem reduzierten Köpfe provozieren die Einbildung des Betrachters, die stummen Masken zu entfesseln und ein mimisches Leben zurück zu holen, den Ausdruck abzulesen und „sich ein Bild machen“
Die Einfachheit der Köpfe bewirkt ein Pathos der Distanz.
Um die Personifizierung anzuregen, sind den Köpfen fiktive persönliche Vornamen als Titel gegeben.

Wie mit einem Blick aus der Zukunft auf unsere Gegenwart zurück erscheinen die Bilder als archäologische Funde im Boden, deren Ausdruck als Time- Codes unserer Zeit entschlüsselt werden wollen.
Diese Anmutung wird durch Atmosphären von Höhle, Katakombe und Gräberfeld verstärkt.
Die Erinnerungen sind die Wiederkehr der Bilder in veränderten Formen, die sich zwangsläufig zu unseren aktuellen Bilderwelten der Selfies, Smileys und Face-App-Masken in Beziehung setzen. Es soll bewusst werden, dass auch unseren aktuellen medialen Selbstbildern Mimik, Blick und Sprache fehlen.
Die aus dem Museum bekannten steinernen Römer- Köpfe kehren nicht nur als Masken und mit ihrem verkehrten Spiegelbild, sondern auch als verkehrte Negativ-Fotos an den Wänden geisterhaft wieder.
Die Sehgewohnheit auf die antiken Originale wird durch die Stilmittel der Installation erschüttert.

Hans Belting „Faces – Eine Geschichte des Gesichts“ München 2014
Jonathan Cole „Über das Gesicht“ München 1999